Dual-Use-by-Design: Neue EU-Chancen für Industrieunternehmen

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Sven-Boris Brunner

Die Zeiten ändern sich – und mit ihnen die Rolle der Industrie

Technologieanbieter aus Maschinenbau, Automatisierungstechnik oder Anlagenbau stehen zunehmend im Fokus europäischer Sicherheits- und Innovationspolitik. Mit der jüngsten Veröffentlichung zweier maßgeblicher EU-Berichte zur Dual-Use-Forschung und -Innovation unterstreicht Brüssel, dass Industrieunternehmen künftig systematisch an der Schnittstelle zwischen ziviler und verteidigungstechnologischer Entwicklung mitwirken sollen.

Die strategische Botschaft:

Wer Technologien so konzipiert, dass sie sowohl zivil als auch sicherheitskritisch eingesetzt werden können („Dual-Use-by-Design“), profitiert künftig von erweitertem Marktzugang, gezielter Förderung – und politischem Rückenwind.

Was steckt hinter den neuen EU-Berichten?

1 | ESIR-Policy Brief: Rethinking Dual Use
Ein politisches Leitdokument, das das Ziel formuliert, Europas strategische Autonomie und technologische Souveränität zu stärken – unter anderem durch gezielte F&E-Investitionen in Dual-Use-Technologien.

2 | JRC-Studie: Unlocking the Potential of Dual-Use R&I
Ein praxisnaher Bericht mit konkreten Fallstudien, Best Practices und Handlungsempfehlungen – speziell für Unternehmen, die an der Schwelle zwischen ziviler Anwendung und Verteidigungstechnologie agieren.

Warum ist das für industrielle Hersteller jetzt relevant?

Für Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau bedeutet das vor allem eines: Neue Marktchancen – bei gleichzeitig höherer regulatorischer Präzision.

Die EU verankert Dual-Use-Technologien in ihrer Industriepolitik. Förderprogramme wie EDF, Horizon Europe und der EIC Accelerator stehen auch industriellen Akteuren offen. Zudem steigen die Erwartungen an Exportkontrolle und Compliance – mit wachsender Relevanz für interne Kontrollsysteme (ICP) und Endverbleibsnachweise.

Handlungsfelder für Unternehmen – konkret und umsetzbar

1. Produktstrategie: Dual-Use-by-Design etablieren
Technologien sollten künftig so entwickelt werden, dass sie sowohl zivile als auch sicherheitskritische Anforderungen erfüllen – u. a. EMV- und Schockfestigkeit, sichere Kommunikation, Auditierbarkeit von Software.

2. Förderlandschaft gezielt nutzen
EDF, Horizon Europe und EIC Accelerator ermöglichen gezielte Förderung entlang der TRL-Stufen – vom Prototyp bis zur Skalierung.

3. Compliance & Exportkontrolle aufsetzen
Strukturierte Exportprozesse, geschulte Teams und ein funktionsfähiges ICP sind Voraussetzungen für internationale Projekte und Ausschreibungen.

Drei Quick Wins für Technologieanbieter

Retrofit auf NATO-Standard: Maschinen nachrüsten für schockfeste, cybergehärtete Einsätze.
– Cyber-Hardening-as-a-Service: Sichere Remote-Zugänge gemäß NIS2/ISO 62443.
– Digital Twin mit Sicherheitslayer: Sicherer Cloud-Zwilling mit Audit Trail für kritische Infrastrukturen.

Fazit: Strategisch denken, operativ handeln

Die Dual-Use-Agenda der EU eröffnet neue Wachstumsfelder und verändert die strategische Erwartungshaltung an Industriebetriebe. Wer heute die richtigen Weichen stellt – technologisch, organisatorisch und regulatorisch – sichert sich Marktchancen und Positionierung im europäischen Technologieraum.

Unser Angebot: Workshop zur Klassifizierung und Export-Compliance

Gerne unterstützen wir Sie auch operativ: In gezielten Workshops arbeiten wir gemeinsam mit Ihren Technik- und Entwicklungsteams an der systematischen Klassifizierung Ihrer Güter. Ziel ist es, bereits in frühen Entwicklungsphasen die Exportrelevanz und regulatorischen Anforderungen korrekt zu erfassen – und Projekte sicher und effizient auf die richtige Spur zu setzen.