US-Zölle auf Stahl und Aluminium steigen drastisch – Konsequenzen für europäische Industriebetriebe mit USA-Geschäft

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Sven-Boris Brunner

Die US-Regierung hat eine drastische Maßnahme angekündigt: Die Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium sollen auf 50 % erhöht werden. Diese Entscheidung betrifft nicht nur Rohstoffimporteure in den USA, sondern auch viele nachgelagerte Industrien – darunter Maschinenbau, Fahrzeugbau und metallverarbeitende Betriebe.

Für europäische Unternehmen mit Fertigung, Kunden oder Joint Ventures in den USA ist diese Entwicklung hochrelevant. Die wirtschaftlichen, strategischen und zolltechnischen Folgen sind spürbar – und erfordern rasches Handeln.


Branchenanalyse: Wer ist betroffen – und wie stark?

Der US-Wirtschaftswissenschaftler Prof. Jason Miller (Michigan State University) hat auf Grundlage der aktuellen Input-Output-Daten des U.S. Bureau of Economic Analysis untersucht, welche Branchen durch die Tariferhöhung besonders belastet werden. Sein Fazit:
• In der Metallverarbeitung (NAICS 332), im Maschinenbau (NAICS 333) sowie in der Automobil- und Transportmittelindustrie (NAICS 336) machen Stahl- und Aluminiumbasierte Vorleistungen teils über 40 % der Zwischenkosten aus.
• Eine Preissteigerung von 35 % durch Zölle führt so zu Kostensteigerungen von bis zu 15 % – konservativ gerechnet.
• Besonders kritisch: Diese Branchen sind zentrale Exporttreiber der USA. Höhere Produktionskosten schwächen ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit – ein Vorteil für global agierende Unternehmen außerhalb der USA.

Was bedeutet das für europäische Industrieunternehmen?

Viele europäische Maschinen- und Fahrzeugbauer sind eng in US-Wertschöpfungsketten eingebunden – über eigene Standorte, Zulieferverträge oder Systempartnerschaften. Die Folgen der Tariferhöhung sind daher nicht nur ein US-Thema, sondern wirken auch nach Europa hinein.

Konkret ergeben sich folgende Herausforderungen:
• Lieferantenbeziehungen: Zulieferer, die US-Kunden bedienen, müssen mit kurzfristigen Preisverhandlungen und sinkender Nachfrage rechnen.
• Produktionsstrategie: Eine Neuausrichtung hin zu lokaler Produktion („Made in USA“) oder entkoppelter Lieferketten kann strategisch sinnvoll werden.
• Margendruck: Höhere Materialkosten auf US-Seite können auf europäische Exportpreise durchschlagen – z. B. in Ausschreibungen oder bei multinationalen Projekten.

Operationelle Konsequenz: Zollpräzision wird jetzt geschäftskritisch


Neben den strategischen Auswirkungen sind auch zolltechnische Details entscheidend, um Kosten und Risiken zu kontrollieren. Besonders wichtig:

Korrekte Zolltarifierung bereits bei der Ausfuhr:
Verwenden Sie exakte HTS-Nummern (Harmonized Tariff Schedule), um Sonderzölle korrekt auszuweisen und Verzögerungen bei der Einfuhr zu vermeiden.

Kenntnis der Sonderkapitel 98 und 99 im US-Zolltarif (HTSUS):
Diese Kapitel regeln Sonderzollmaßnahmen, insbesondere bei temporären Importen, Rückwaren oder bei Maßnahmen im Rahmen von Handelspolitik (wie der aktuellen Zollerhöhung).

Schulungen für Zoll- und Exportteams:
Die Regeln im US-Zollsystem sind komplex und ändern sich regelmäßig. Wir empfehlen, Ihre Einheiten gezielt zu schulen und Prozesse auf aktuelle Tarife, Ausnahmeregeln und Dokumentationspflichten hin zu prüfen.



Fazit: Präzise Zollstrategie schützt vor Wettbewerbsnachteilen

Die Erhöhung der US-Zölle auf Stahl und Aluminium ist mehr als eine handels- oder innenpolitische Maßnahme – sie hat direkte Auswirkungen auf internationale Lieferketten, Kosten und Produktionsentscheidungen. Unternehmen, die frühzeitig reagieren, profitieren doppelt: durch Minimierung operativer Risiken und Stärkung ihrer Position im US-Markt.

Unser Tipp:
Nutzen Sie jetzt die Gelegenheit, Ihre Tarifierung, Zollprozesse und US-Lieferketten auf Belastbarkeit zu prüfen.

Bei Fragen zu Zolltarifen, Sonderkapiteln, Einfuhrdokumentation oder strategischer Supply-Chain-Optimierung stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.