Nach langen Verhandlungen hatten sich die Vereinigten Staaten mit Mexiko und Kanada im Dezember 2018 auf den Abschluss eines neuen Handelsabkommens, das USMCA, geeinigt. Dieses soll das derzeitige NAFTA-Abkommen aus dem Jahr 1994 ablösen, sobald es durch die Parlamente der drei Handelspartner ratifiziert wird. Nun wurde im Dezember 2019 ein entscheidender Durchbruch im Ratifizierungsprozess der USA erreicht. Die endgültige Ratifizierung des USMCA durch die Institutionen aller drei Staaten könnte somit noch im Januar oder Februar 2020 erfolgen.
Bereits während seines Wahlkampfes hatte Donald Trump den Amerikanern versprochen, NAFTA zu kündigen bzw. sich für ein neues regionales Handelsabkommen einzusetzen. Aus Sicht von Trump beinhaltet das NAFTA-Abkommen zu viele Nachteile für die USA, vor allem in der Landwirtschaft und Autoindustrie. Er setzte daher eine Neuverhandlung durch. Diese stand allerdings mehrmals kurz vor dem Scheitern, und sorgte für große Verunsicherung in der Wirtschaft.
Einigung mit den Demokraten
Nach der Unterzeichnung des USMCA Ende 2018 äußerten die im Repräsentantenhaus mehrheitlich vertretenen Demokraten Bedenken, dass die Arbeits-, Umwelt-, Arzneimittel- und Durchsetzungsvorschriften im Abkommen unzureichend seien und verlangten Nachbesserungen. Nach langwierigen Verhandlungen mit der Regierung haben sich Demokraten und Republikaner im Dezember 2019 auf entsprechende Änderungen des Textes in diesen Bereichen geeinigt. Die Änderungen wurden bereits von den mexikanischen und kanadischen Unterhändlern akzeptiert und als Nachtrag (Addendum) im USMCA aufgenommen.
Nur Gewinner
Inzwischen sehen sich alle Verhandlungsseiten als Gewinner: US-Präsident Trump hat das von ihm neu angestoßene Freihandelsabkommen für Nordamerika durchgesetzt. Die Demokraten im Kongress schreiben sich zu, dass sie den Pakt deutlich verbessert haben; sogar die Gewerkschaften begrüßen die Einigung, zumal der Pakt jetzt strengere Regeln für die Rechte von Arbeitnehmern und den Umweltschutz beinhaltet. Und sowohl Mexiko als auch Kanada sind von den Verbesserungen überzeugt.
Das Handelsabkommen, das zum Großteil auf NAFTA aufbaut, sieht u.a. neue Regelungen für die Autoindustrie vor. Es gewährt US-Farmern besseren Zugang zu den Märkten in den Nachbarländern und es umfasst Vorschriften für den Schutz des geistigen Eigentums und den Handel im Bereich Digitales. Letztere Punkte wurde im alten Abkommen noch nicht abgedeckt. Jetzt dürfen z.B. elektronisch vertriebene Bücher, Musik, Spiele und Software zollfrei gehandelt werden.
Verlierer: Deutsche Automobilindustrie
Das USMCA legt vor allem neue Ursprungsregeln und Grenzwerte fest. Deutlich strengere Ursprungsregeln sollen die nationalen Industrien schützen. Die neuen Richtlinien sehen vor, dass 75 Prozent eines Autos in Nordamerika hergestellt werden müssen (zuvor waren es 62,5 Prozent) um zollfrei in das Nachbarland exportiert werden zu können.
Das wird z.B. deutsche Unternehmen wie Volkswagen oder BMW treffen, die in Nordamerika produzieren bzw. ihre Wertschöpfungsketten überregional aufgebaut haben. Wenn der Motor nicht vor Ort hergestellt wird, wird die Ursprungsregel schwer umzusetzen sein. Ein weiterer Teil der Regeln zielt darauf ab, dass 40 bis 45 Prozent der Bauteile, die für ein Auto gebraucht werden, von Arbeitern gefertigt werden, die mindestens 16 US-Dollar pro Stunde verdienen. Mit dieser Regelung will die Regierung Trump die Verlagerung von Jobs nach Mexiko weniger attraktiv machen. Auch die vorgesehene Stärkung von Arbeitnehmerrechten zielt darauf ab.
Eine weitere Regelung betrifft die Anforderung, dass 70 Prozent des verbauten Stahls aus der Region stammen müssen. Wird in Nordamerika zu wenig Stahl produziert, um den gesamten Bedarf zu decken, dürfte diese Regel mit höheren Kosten verbunden sein.
Ausblick
Das Handelsabkommen wird Auswirkungen auf viele Teile der Wirtschaft haben. Es wird Gewinner und Verlierer geben und viele Unternehmen mit überregionalen Wertschöpfungsketten werden Anpassungen vornehmen müssen.
Das US-Repräsentantenhaus wird zügig über das USMCA abstimmen. Die Abstimmung im Senat dürfte sich allerdings verschieben. Der Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, signalisierte bereits, dass er das USMCA erst im Januar nach der Abstimmung zum Amtsenthebungsverfahren von Präsident Trump zur Abstimmung annehmen werde.
Der mexikanische Senat hat bereits die erste Version des USMCA ratifiziert und dürfte demnächst das sogenannte Addendum (Nachtrag) verabschieden. Auch Kanada versprach eine zügige Ratifizierung. Die Sitzungspause des kanadischen Parlaments ist allerdings erst am 27. Januar 2020 beendet – der früheste Zeitpunkt für eine Verabschiedung des USMCA durch Kanada.
{:}{:en}After long negotiations, the United States agreed with Mexico and Canada in December 2018 to conclude a new trade agreement, the USMCA. This is to replace the current NAFTA agreement from 1994, once it is ratified by the parliaments of the three trading partners. A decisive breakthrough in the US ratification process has now been achieved in December 2019. The final ratification of the USMCA by the institutions of all three states could thus still take place in January or February 2020.
During his election campaign, Donald Trump had already promised the Americans to cancel NAFTA or to work for a new regional trade agreement. From Trump’s point of view, NAFTA contains too many disadvantages for the US, especially in agriculture and the automotive industry. He therefore pushed through a renegotiation. However, this was on the verge of failure on several occasions, causing great uncertainty in the economy.
Agreement with the Democrats
Following the signing of the USMCA at the end of 2018, the Democrats, with a majority in the House of Representatives, expressed concern that the labour, environmental, pharmaceutical and enforcement provisions in the agreement were inadequate and called for improvements. After lengthy negotiations with the government, Democrats and Republicans agreed in December 2019 to make appropriate changes to the text in these areas. The amendments have already been accepted by the Mexican and Canadian negotiators and included as an addendum in the USMCA.
Winners only
In the meantime, all sides in the negotiations see themselves as winners: US President Trump has pushed through the free trade agreement for North America that he initiated. The Democrats in Congress credit themselves with having significantly improved the pact; even the trade unions welcome the agreement, especially since the pact now includes stricter rules for workers’ rights and environmental protection. And both Mexico and Canada are convinced of the improvements.
The trade agreement, which is largely based on NAFTA, includes new regulations for the car industry. It gives U.S. farmers better access to markets in neighboring countries, and it includes provisions for intellectual property protection and trade in digital goods. The latter points were not yet covered by the old agreement. Now, for example, electronically distributed books, music, games and software can be traded duty-free.
Losers: German automotive industry
In particular, the USMCA establishes new rules of origin and limits. Significantly stricter rules of origin are intended to protect national industries. The new guidelines stipulate that 75 percent of a car must be manufactured in North America (previously it was 62.5 percent) in order to be exported duty-free to the neighboring country.
This will affect, for example, German companies such as Volkswagen or BMW, which produce in North America or have established their value chains on a supra-regional basis. If the engine is not manufactured locally, the rule of origin will be difficult to implement. Another part of the rules aims to ensure that 40 to 45 percent of the components needed for a car are made by workers who earn at least 16 US dollars per hour. With this regulation, the Trump government wants to make the relocation of jobs to Mexico less attractive. The planned strengthening of workers’ rights also aims to do this.
Another regulation concerns the requirement that 70 percent of the steel used must come from the region. If too little steel is produced in North America to cover the entire demand, this rule is likely to result in higher costs.
Outlook
The trade agreement will have an impact on many parts of the economy. There will be winners and losers and many companies with supra-regional value chains will have to make adjustments.
The US House of Representatives will vote on the USMCA swiftly. However, the vote in the Senate is likely to be delayed. The majority leader in the Senate, Mitch McConnell, has already signaled that he will not approve the USMCA until January, after the vote on President Trump’s impeachment.
The Mexican Senate has already ratified the first version of the USMCA and is expected to adopt the so-called Addendum soon. Canada also promised to ratify it quickly. However, the Canadian parliament will not end its session break until 27 January 2020 – the earliest date for Canada to adopt the USMCA.
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