Herausforderungen in internationalen Supply Chains: Ein aktueller Blick

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Sven-Boris Brunner

Komplexe internationale Supply-Chain-Modelle sind in der Theorie oft durchdacht, erweisen sich jedoch in der Praxis nicht immer als durchgängig operationell umsetzbar. Dies liegt meist daran, dass notwendige Rückstellungen für zoll- und risikobedingte Herausforderungen von Unternehmen häufig unterschätzt werden. Ein prominentes Beispiel dafür ist aktuell der Fall Adidas, bei dem ein langjährig eskalierender Konflikt nun vor Gericht entschieden werden muss. Der geschätzte Gesamtschaden beläuft sich laut Durchsuchungsbeschluss auf 374 Millionen Euro an Zollabgaben (EU) sowie 716 Millionen Euro an Einfuhrumsatzsteuer für den Zeitraum Oktober 2019 bis August 2024.

Das Ergebnis: ein massives finanzielles Risiko und eine drohende utopische Schadenssumme.

Die Kernfrage lautet: Wie können Unternehmen solche Risiken vermeiden und ihre Zollprozesse robust gestalten?

Zollorganisation als Fundament: Best Practices für Unternehmen

Um ein belastbares Fundament für internationale Supply Chains zu schaffen, müssen Zollorganisationen strukturiert und effizient aufgestellt werden. Dabei sind folgende Punkte unerlässlich:

  1. Verbindliche Zollauskünfte einholen:
    Unternehmen sollten proaktiv verbindliche Zolltarifauskünfte und Zollwertermittlungen einholen. Diese bilden eine klare Entscheidungsgrundlage und reduzieren Interpretationsspielraum bei Zollbehörden.
  2. Praxisnahe Zoll-Ausbildungen:
    Um das operative Tagesgeschäft zu steuern und zu überwachen, sind fundierte Schulungen und praxisnahe Zoll-Ausbildungen notwendig. Diese helfen, Compliance sicherzustellen und Zollrisiken effektiv zu managen.
  3. Datenanalyse und Kennzahlen-Monitoring:
    Unternehmen sollten moderne Datenanalyse-Technologien einsetzen, um Inkonsistenzen und Anomalien schnell zu identifizieren und zu korrigieren. Dies ermöglicht:
    • Früherkennung von Problemen
    • Transparenz in Zollabläufen
    • Präzise Entscheidungsfindung
  4. Zoll-Management-Cockpits und Kennzahlensysteme:
    Ein Zoll-Management-Cockpit liefert alle relevanten Kennzahlen und Statusmeldungen in Echtzeit. Hierdurch kann die gesamte Lieferkette effizient überwacht werden.
    Tools wie SAP GTS bieten bereits standardisierte Berichte und Warnsysteme, wenn die entsprechenden Stammdaten sorgfältig gepflegt sind. Aber auch mit anderen ERP-Systemen lassen sich durch den Einsatz von Datenanalyse-Systemen umfassende Monitoring-Strukturen aufbauen. Transaktions- und Stammdaten bieten die notwendige Basis hierfür.

Fazit: Zollrisiken aktiv managen

Die Praxis zeigt, dass fehlende Struktur, Monitoring und Rückstellungen zu enormen Risiken führen können. Unternehmen sollten die Gelegenheit nutzen, ihre Zollorganisation zu optimieren und moderne Technologien wie Datenanalyse-Systeme und Zollcockpits einzuführen. Damit lassen sich nicht nur Risiken minimieren, sondern auch operative Effizienz und Transparenz in der gesamten Lieferkette nachhaltig verbessern.

Unsere Empfehlung:
Setzen Sie auf belastbare Grundlagen, praxisnahe Zoll-Ausbildungen sowie moderne Datenanalyse-Tools und Kennzahlsysteme aus dem klassischen Industrie-Management. Diese Elemente bilden zusammen mit operativen Schulungen ein solides Fundament für eine ausbalancierte und nachhaltige Compliance-Strategie.

Falls Sie Fragen zu konkreten Lösungen haben oder mehr Informationen wünschen, kontaktieren Sie uns gerne. Wir unterstützen Sie dabei, Ihre Zollprozesse zukunftssicher aufzustellen!


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