Redaktioneller Fachbeitrag: Rückkehr des Handelskriegers?

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Sven-Boris Brunner

Mit der offiziellen Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus steht die Weltwirtschaft möglicherweise vor einer neuen Phase des Handelskrieges. Trump, der bereits während seiner ersten Amtszeit durch umfangreiche Zollmaßnahmen und protektionistische Strategien das internationale Handelssystem auf die Probe stellte, könnte erneut Maßnahmen gegen China anstreben, die weitreichende Folgen für die globale Wirtschaft haben. Besonders China beobachtet die Entwicklungen in den USA genau – zu groß sind die möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen für das Land und die Weltwirtschaft insgesamt.

Bereits in seiner ersten Amtszeit verfolgte Trump einen kompromisslosen Kurs, der durch massive Strafzölle auf ausländische Waren und Dienstleistungen geprägt war. Die Strategie zielte darauf ab, die heimische Industrie zu stärken, verursachte jedoch globalen Widerstand und Gegenmaßnahmen, besonders aus China und der EU. Die vier entscheidenden Schlachtfelder des damaligen Handelskonflikts erstreckten sich über eine Reihe von Produkten und Industrien, die allesamt den Handelskrieg entfachten und das multilaterale Handelssystem auf eine harte Probe stellten.

Die vier Schlachtfelder der ersten Amtszeit Trumps
  1. Schutzzölle auf Solarpanele und Waschmaschinen:
    Trump begann seinen Angriff auf Importe mit Schutzzöllen auf Solarpanele und Waschmaschinen im Wert von rund 10 Milliarden US-Dollar, gestützt auf Artikel XIX des GATT. Diese Maßnahme zielte auf die Erhaltung der heimischen Industrie und war erga omnes, d. h. gegenüber allen Handelspartnern wirksam. China reagierte prompt und verhängte Anti-Dumping-Zölle auf US-Produkte wie Sorghumhirse.
  2. Stahl- und Aluminiumzölle und die „Nuklearoption“:
    Im Februar 2018 erklärte Trump die Stahl- und Aluminiumimporte als Bedrohung für die nationale Sicherheit und berief sich auf Artikel XXI des GATT. Diese umstrittene Maßnahme führte zu 25 % Zöllen auf Stahl und 10 % auf Aluminium, was rund 48 Milliarden US-Dollar an Importvolumen betraf. Die EU, Kanada, China, Mexiko und die Türkei reagierten mit Gegenzöllen in Höhe von 23 Milliarden US-Dollar.
  3. Untersuchung der Automobilimporte:
    Im Mai 2018 starteten die USA eine Untersuchung gemäß Section 232, um Importe von Automobilen und Autoteilen zu prüfen, da sie eine Bedrohung für die nationale Sicherheit darstellten. Diese Untersuchung richtete sich vor allem gegen die EU und Japan und betraf ein Importvolumen von 350 Milliarden US-Dollar.
  4. Strafzölle und Eskalation des Konflikts mit China:
    Im September 2018 folgte eine neue Runde von Strafzöllen. Anfangs betrugen die Zölle 10 % auf ein Volumen von 200 Milliarden US-Dollar an chinesischen Waren, doch sie stiegen schnell auf 25 %. Die USA drohten mit weiteren Zöllen auf Importe im Wert von 200 Milliarden US-Dollar, und China antwortete mit Gegenzöllen in Höhe von 60 Milliarden US-Dollar. Die Eskalation erreichte damit ihren Höhepunkt und belastete sowohl die Weltwirtschaft als auch amerikanische Unternehmen und Konsumenten stark.
Eine neue Ära des Handelskrieges?

Mit seiner Rückkehr ins Weiße Haus deutet Trump nun an, den Handelskonflikt mit China auf eine neue Ebene zu heben. Seine Ankündigung, Zölle von bis zu 60 % auf chinesische Waren zu verhängen, hat weltweit für Besorgnis gesorgt. Bloomberg Economics prognostiziert, dass ein solcher Schritt das Handelsvolumen zwischen den USA und China massiv reduzieren könnte. UBS-Analysen zufolge könnte diese Zollerhöhung Chinas jährliches Wirtschaftswachstum mehr als halbieren, was zu einer wirtschaftlichen Verwerfung und weiteren Verunsicherung auf den globalen Märkten führen könnte.

Trump setzt mit dieser harten Rhetorik auf eine Politik der Eskalation, die insbesondere Chinas Position als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und Hauptkonkurrent der USA erschüttern soll. Sollte es zu einem erneuten Handelskrieg kommen, wären weitreichende Auswirkungen auf die globalen Lieferketten, Rohstoffmärkte und Konsumentenpreise zu erwarten. Unternehmen und Investoren bereiten sich bereits auf mögliche Marktunsicherheiten und erhöhte Kostenstrukturen vor.

Zusammenfassung

Die Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus birgt die Möglichkeit einer neuen Handelskriegsrunde, die das Potenzial hat, das fragile Gleichgewicht der globalen Märkte weiter zu destabilisieren. Trumps Vorhaben, die chinesische Wirtschaft durch hohe Zölle in die Schranken zu weisen, hat die Weltwirtschaft in Alarmbereitschaft versetzt. Es bleibt abzuwarten, ob sich China und andere große Wirtschaftsnationen auf neue Handelsverhandlungen einlassen oder sich erneut in einen eskalierenden Handelskrieg verwickeln lassen.